Unsere Chronik
Die Bergwacht Rosenheim - einst und jetzt
Der Ursprung:
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Überwindung der Nachkriegswirren folgten viele Menschen dem Ruf der Berge. Doch in einem oftmals falsch verstandenen Freibegriff suchten einige nicht nur Frieden und Erholung, sondern bedrohten auch durch Plünderungen ernsthaft die alpinen Pflanzenbestände.
Dem Naturschutzgedanken verpflichtet wurde 1920 in München die Bergwacht gegründet, um dem unheiligen Treiben ein Ende zu setzen.
Infolge der ständigen Präsenz der Bergwachtmänner blieb es verständlicherweise nicht beim reinen Pflanzenschutz; wie unter Bergkameraden selbstverständlich wurde daneben auch verletzten Bergsteigern Hilfe zuteil. So wurde schon 1923 in der Bergwacht auch in Erster Hilfe ausgebildet.
Das Grünkreuz:
Im Jahre 1924 wurde die Bergwacht vom Deutsch-Österreichischen Alpenverein offiziell beauftragt, das alpine Rettungswesen in Bayern auf- und auszubauen. Ihr Abzeichen wurde das grüne Kreuz im Edelweiß.
Die Sanitätsausbildung wurde anfänglich vom Roten Kreuz übernommen, später durch eigene Bergwachtärzte geleistet.
1925 fanden sich auch in Rosenheim sieben Idealisten zusammen, um am Wendelstein, am Brünnstein, an der Kampenwand und nicht zuletzt am Rosenheimer Hausberg, der Hochries, die Aufgaben im Bereich von Naturschutz und Rettungsdienst zu übernehmen. Dies war die Geburtsstunde der Bergwacht-Bereitschaft Rosenheim.
Der GUD:
Parallel zum Grünkreuz im Deutsch-Österreichischen Alpenverein wurde von der Sanitätskolonne des Roten Kreuzes der Gebirgsunfall-Dienst (GUD) aufgestellt, der ebenfalls Rettungsaufgaben an der Hochries übernahm. Beide Gruppen konnten sich in den folgenden Jahren mit weiteren Freiwilligen verstärken, um ihre wichtigen Aufgaben in unseren Amtlichen Bergen zu lösen.
Wurde anfänglich den Bergwachtmännern noch ein Verpflegungs- und Aufwandzuschuß von einer Reichsmark für einen Wochenenddienst gewährt, so mußten diese durch die anhaltende Wirtschaftskrise ab 1932 ihren Rettungsdienst gänzlich unentgeltlich durchführen - dem Aufbau von Bergwacht und GUD tat dies keinen Abbruch: die Zahl der aktiven Idealisten stieg beständig, die Ausrüstung konnte verbessert werden, die Organisation festigte sich, 1939 standen der Bergwacht die Hochries-Gipfelhütte und die Oberland-(Riesenberg-)hütte, dem GUD die Laubensteinhütte als Stützpunkte im Hochriesgebiet zur Verfügung.
Für Versorgung und Abtransport der Verletzten wurden Behelfs- und Cramerschienen, einfache Tragen, Hanfseile nebst Zubehör, Skiverschraubungen, Sanitätsschlitten, im Bedarfsfall auch geliehene Hörnerschlitten verwendet.
Der Rettungsdienst während des Krieges:
Die Kriegsjahre 1939-45 stellten eine tiefe Zäsur dar: Die zahlreichen Einberufungen machten Dienstbetrieb und Ausbildung in ordnungsgemäßer Weise praktisch unmöglich. Mit dem Kriegsende wurden Grünkreuz und GUD durch die amerikanische Besatzungsmacht aufgelöst. Nichtsdestotrotz erhielten einige wenige, die nicht gefallen, verwundet oder in Gefangenschaft geraten waren, den Bergwachtdienst im Hochriesgebiet ohne Auftrag aufrecht.
Ein Neubeginn:
Der Neubeginn fand im Herbst 1945 statt, als das neugegründete Bayerische Rote Kreuz von der Besatzungsmacht mit der Durchführung des Rettungsdienstes in Bayern betraut wurde; GUD und Grünkreuz sollten als selbständige BRK-Bereitschaft unter der Bezeichnung "Bergwacht" weitergeführt werden. Neben dem Bau der neuen Hütte im Aberg-Kessel war das größte Problem in den Anfangsjahren das aus den Kriegsjahren verbliebene Rettungsgerät: vieles war unbrauchbar, vieles abhanden gekommen; von Neuanschaffungen konnte keine Rede sein.
Erst das Jahr 1948 brachte ein gewisse Normalisierung der Verhältnisse. Durch die Wiedereingliederung der Heimkehrer war - zusammen mit einigen Neuen - der Mannschaftsstand der Bereitschaft mittlerweile wieder auf 40 Bergwachtler angewachsen. Das Dienstgebiet an der Kampenwand wurde nun von der Bereitschaft Wasserburg, der Wendelstein und das Sudelfeld von Brannenburg übernommen.
In den Folgejahren konnten Ausbildungs- und Ausrüstungsstand stetig verbessert werden. Der erst Mannschafts- und Rettungswagen, die ersten Leichtmetallackjas, neue Seile, Haken, Karabiner und vieles mehr konnten angeschafft werden.
Der Skibetrieb am Aberg:
Mit der wiedergewonnenen Freiheit verstärkte sich auch der Drang in die Berge. Nicht nur bei den Wanderern im Sommer, auch bei den Skifahrern war das Hochries/Laubensteingebiet aufgrund seiner leichten Erreichbarkeit und seiner lieblichen, abwechslungsreichen Landschaft überaus beliebt. Allwöchentlich brachte das "Frasdorfer Bockerl" nicht nur Skibegeisterte aus dem Rosenheimer Land in das Dienstgebiet: sogar aus der Landeshauptstadt München strömten hunderte Erholungssuchende von Frasdorf über den Zeller Bauern, die Schmied-Hänge, das Paradies, das Kohlgrub, den Eiskeller, den Märchenwald zum Aberg-Kessel und weiter über den Predigtstuhl zur Klausen.
Die Skitechnik der einzelnen war dabei bei weitem noch nicht ausgereift, Sicherheitsbindungen waren unbekannt. Es ist daher nicht erstaunlich, daß die Bergwacht Wochenende für Wochenende mehr als genug zu tun hatte. So meldete das Oberbayer. Volksblatt bereits am 3.5.1949: "...die Bergwacht transportierte während des letzten Winters 75 verunglückte Skiläufer zu Tal. Außerdem wurden 272 kleinere Hilfeleistungen der Bergwachtmänner festgestellt ......"
Das Streckentelefon:
Zur Verkürzung der Alarmierungszeiten wurde entlang der Abfahrtsstrecke vom Aberg nach Frasdorf ein Streckentelefon mit Notrufsäulen eingerichtet; die Verlegung von mehreren Kilometern Erdkabel nahm einen ganzen Sommer in Anspruch. Die Meldestellen waren Grozachhütte, Eiskellergatterl, "Taferlbaum" am Eingang zum Kohlgrub, Riesenhütte, Frasdorfer Hütte und Zellerbauer. Ab den 70er Jahren war dann durch die Einführung von Handsprechfunkgeräten eine wesentlich flexiblere und mobilere Kommunikation und Alarmierung im Dienstbetrieb möglich.
Schrittweise wurden auch Zahl und Ausstattung der Stützpunkte im Dienstgebiet ausgebaut.
Moderne Zeiten - auch im Rettungsdienst:
Durch die mit den Jahren wachsende Mobilität der Bevölkerung und dem damit einhergehenden Drang in die Ferne nahm auch die Frequentierung des Laubensteingebiets allmählich wieder ab. Grundsätzliches änderte sich mit dem Bau der Hochries-Bergbahn im Jahre 1972. Nun mußten verstärkt oftmals schwer verletzte Skifahrer aus der steilen Hochries-Nordflanke geborgen werden.
Mit der zunehmenden Beliebtheit von Hängegleitern und Gleitschirmen als neue Spielart im Bergsport traten auch andere Verletzungen in den Vordergrund. Verletzungen von Wirbelsäule und Kopf sowie Polytraumen waren verstärkt zu versorgen.
Seit Anfang der 80er Jahren kam verstärkt der Hubschrauber bei Rettungsaktionen zum Einsatz: der moderne Rettungsdienst verlangt nicht nur die schnelle und optimale Versorgung von Verunglückten vor Ort, sondern auch den schonendsten und schnellstmöglichen Abtransport. Trotzdem gehören die "traditionellen" Transportmittel Gebirgstrage und Ackja nach wie vor zu den wichtigsten Gerätschaften der Bergwachtler - einsetzbar bei jeder Witterung und in jedem Gelände.
Enstehung der Bergrettungswache Samerberg
Die Diensthütte Grozach – ursprüngliche Einsatzwache – liegt durch das sich im Laufe der Zeit veränderte Freizeitver-halten sehr im Abseits. Deshalb hat die Bergwacht-Bereitschaft Rosenheim in Eigeninitiative an der Talstation Hochriesbahn ein Provisorium eingerichtet, um näher an den Menschen und schneller bei einem Hilfseinsatz zu sein.Das ist aber kein Zustand auf Dauer!
Um schnellstmöglich am Einsatzort sein zu können, muss unser Standort zentral im Einsatzgebiet liegen. Wertvolle, lebenrettende Zeit geht durch unnötige Fahrzeiten verloren.Um keine Zeit zu verlieren, muss auch unser Gerät zentral gelagert und leicht erreichbar sein.Unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte brauchen kurze Wege vom Arbeitsplatz zur Einsatzwache und von dort zum Einsatz.
Unser Einsatzgebiet grenzt unmittelbar an Österreich/Tirol. Viele Wanderwege überschreiten die Grenze zu unserem Nachbarn. Das ist in den Zeiten der offenen Grenze kein Thema mehr. Aber was passiert bei einem Notfall? Da stellen sich zwei Fragen: Wer ist zuständig oder/und wer kann am schnellsten Hilfe leisten?Vom Standort Grainbach aus erreichen wir durch die geogra-fisch günstigeren Bedingungen viel schneller als unsere österreichischen Kollegen mögliche Hilfesuchende.Im Sinne einer schnellen, unbürokratischen und grenzüberschreitenden Hilfeleistung ist es sehr wichtig, die Zusammenarbeit der Bergrettungen Rosenheim/Bayern und Kufstein/Tirol zu verstärken.Gemeinsame Übungseinheiten haben bereits stattgefunden, wovon beide Abteilungen viele Erfahrungen, neues Wissen und ein detailliertes Verständnis der verschiedenen Arbeits-weisen mit nach Hause genommen haben.Um diese Zusammenarbeit zu optimieren, wäre die Einsatzwache Samerberg ein wichtiger Standpunkt!